Was sind „Faszien“ und wie hilft dir Faszien-Training?

© BLACKROLL® / Sebastian Schöffel
© BLACKROLL® / Sebastian Schöffel

 Die Fußball-Nationalmannschaft und Bundesliga-Profis, Profi-Radsportler und sogar die deutsche Australian-Open-Siegerin Angelique Kerber trainieren ihre Faszien!

 

In der Osteopathie und Physiotherapie ist die Therapie der Faszien schon seit einigen Jahren bekannt, aber gemessen an der Geschichte der Medizin, ist das Forschungsgebiet der Faszien noch ganz am Anfang!

 

Was früher bei anatomischen Untersuchungen als Abfall und Verpackungsmaterial entfernt wurde, ist heute Gegenstand von vielen wissenschaftlichen Untersuchungen! Erst in den letzten 10 bis 20 Jahren entdeckten Wissenschaftler mehr und mehr die Bedeutung unserer Faszien. Mittlerweile weiß man, dass Faszien den gesamten Bewegungsapparat und alle Organe verbinden und eben nicht nur als Verpackungsmaterial dienen, sondern zahlreiche Funktionen haben.

 

Faszien haben einen großen Einfluss auf unsere Haltung und Bewegung, auf unser Schmerzempfinden und Wohlbefinden sowie auf unsere Leistungsfähigkeit und unsere Verletzungsanfälligkeit.

 

Ich selbst hatte im letzten Jahr eine Verletzungssymptomatik, welche vielen Läufern bekannt sein dürfte. „Runners Knee“ oder „Tractus iliotibialis-Syndrom“. Dies bezeichnet im Grunde eine Überlastung unseres Fasziensystems. Genauer gesagt, betraf dies meinen linken Oberschenkel – einen Teil der Laterallinie (nach Tom Myers). Mithilfe von regelmäßigem Ausrollen mit der BLACKROLL® und Dehnungsübungen, konnte ich schließlich wieder schmerzfrei Laufen. Ein gutes Gefühl!

 

Tom Myers beschreibt als einer der ersten unser Fasziensystem in Zuglinien, was auch heute, mittels moderner diagnostischer Verfahren, anatomisch nachgewiesen werden kann!

 

Er beschreibt 8 Linien, welche zum Beispiel wie die „Oberflächliche Rückenlinie“ von der Fußsohle, über die gesamte Beinrückseite, das Gesäß, den gesamten Rücken, Nacken, Kopf, bis hin zur Stirn ziehen.

 

Diese Verbindung beschreibt sehr schön, wie zum Beispiel das Volksleiden „Rückenschmerz“ als eine Problematik der Füße oder der hinteren Oberschenkel-Muskulatur, in Form von Faszienverklebung entstehen kann! Der Ort des Schmerzes ist in vielen Fällen nicht die Ursache!

 

In der Physiotherapie-Praxis und auch beim Faszientraining mit meinen Personal Training Klienten sowie bei meinem eigenen täglichen Faszien und Mobilitätstraining ( ich „rolle“ meine Faszien jeden Morgen ca. 5 – 20 Minuten, je nach Zeitbudget), stelle ich immer wieder fest, wie effektiv die Behandlung des gesamten Systems ist!

 

So kann die Entspannung der Fußsohle, der Beinrückseite und des Gesäßes Rückenschmerzen beseitigen! Menschen, die mit akuten Rückenschmerzen zur Behandlung kommen, können sich nach einer Faszienbehandlung deutlich besser bewegen. Dabei habe ich in vielen Fällen nicht einmal die Schmerz-Zone (wie beispielsweise die Lendenwirbelsäule) selbst behandelt. Das begeistert und erstaunt meine Patienten und mich immer wieder.

 

Wenn man die Anatomie der Faszien jedoch verstanden hat, wirkt diese „Wunderbehandlung“ gar nicht mehr so überraschend...

 

Was tun also Faszien genau? Und wie sehen diese aus?

 

Faszien stützen und formen unseren Körper, sind mit vielen Nervenendigungen, so wie Schmerz- und Bewegungssensoren versehen und können sich ohne Initiierung der Muskeln selbstständig zusammenziehen! Sie übernehmen die Kraftübertragung von einem zum nächsten Muskel und sind durch die zahlreichen Bewegungssensoren ein wichtiger Teil unserer Körperwahrnehmung.

 

Somit hat ein gut funktionierendes Fasziensystem eine wichtige Auswirkung auf unser Wohlbefinden und Schmerzempfinden, unsere Leistung, unsere Haltung und Ausstrahlung, unsere Verletzungsanfälligkeit und vor allem: unsere Beweglichkeit!

 

Jeder hat schon einmal eine Faszie gesehen! Die weiße oder halb-transparente Haut um die Muskeln beim Fleisch (zum Beispiel einem „halben Hähnchen“). Das ist die Muskel-Faszie.

© BLACKROLL® / Sebastian Schöffel
© BLACKROLL® / Sebastian Schöffel

Wie kann ich mein Fasziensystem trainieren und was kann ich sonst noch dafür tun?

 

Um die Vorteile eines jugendlichen Fasziensystems zu spüren, gibt es mehrere Dinge, die man für sich selbst tun kann.

 

„Self Myofascial Release“ (SMR), also die Eigenmassage z.B. mit einer „BLACKROLL®“, Dehnungsübungen, welche die gesamte Faszie dehnen, Bewegung im Alltag und sportliches Training, bei welchem der gesamte Körper trainiert wird (Yoga, Pilates, aber auch Funktionelles Krafttraining) und ein gesunder Lebensstil, eine ausgewogene Ernährung spielen eine wichtige Rolle.

 

Was braucht man für das Faszientraining?

 

Im Prinzip nicht viel. Hat man gar kein Equipment zuhause, so reicht ein Nudelholz um zum Beispiel die vordere Beinstrecker-Muskulatur zu massieren.

 

Im besten Fall hat man aber ein oder zwei Hartschaum-Kleingeräte wie zum Beispiel eine Rolle (ich nutze selber die „BLACKROLL®“) oder einen Doppelball (z.B. „BLACKROLL® DUOBALL 08“).

 

Anders als bei der klassischen Massage arbeitet man bei der Faszien-“Massage“ besonders langsam... Fünf bis zehn Sekunden sollte eine Rollbewegung dauern und ein bis zwei Minuten je Körperabschnitt und Muskel helfen, die Hydration (Stoffwechsel und „Bewässerung“ der Faszien) des Gewebes zu verbessern und die Spannung der Faszie und des Muskels herabzusetzen. Das Ergebnis ist oft erstaunlich! 5-10 Minuten SMR verbessern die Beweglichkeit deutlich und schaffen ein unmittelbar besseres Körpergefühl und Wohlbefinden.

 

Im Anschluss an das SMR, empfehle ich zwei oder drei Ganzkörper-Dehnungen und eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit (2-3 Liter), verteilt über den ganzen Tag. Allein das reicht schon, um das Fasziensystem langfristig jünger, beweglicher und belastbarer zu machen!

 

Kurzfristige Effekte sind direkt nach dem Training zu spüren. Langfristige Effekte, bei minimal zwei mal wöchentlichem Training á 10 Minuten, innerhalb von wenigen Monaten.

 

Ich selbst empfehle das tägliche Faszien-Training als Morgenroutine von 5-10 Minuten(siehe Blogartikel Januar „Gute Vorsätze“). Bei einer intensiven Behandlung der Faszien sind nach meiner Erfahrung deutliche Erfolge innerhalb von ein bis zwei Wochen möglich!